Best Ager – gefährliche Konditionierung auf Zinsen

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Die Alterung der Gesellschaft ist einer der Megatrends, die auch für die Geldanlage gelten. Die Betroffenen selbst, Best Ager genannt, sehen das Problem, kennen die Lösung – aber handeln nicht danach.

 

„Hier hat sich über viele Jahre eine psychologische Konditionierung verfestigt, die diese Generation in der Geldanlage versagen lässt“, sagt Nikolas Kreuz, Geschäftsführer der INVIOS GmbH. Dabei wären einfachste Schritte leicht möglich.

„Die Erkenntnisse der Neuro-Finance treffen in dieser Generation in besonderem Maße zu“, sagt Kreuz. „Vor allem der Status-Quo-Effekt, der zu Abneigung gegen Veränderung, einer positiven Überbewertung des Bekannten und der Ablehnung des Unbekannten führt.“ Das zeigt sich in extremer Ausprägung bei der Geldanlage: Einer Studie der Postbank zufolge ist den Deutschen in erster Linie Sicherheit in der Geldanlage wichtig – 91 Prozent der Befragten geben dies an.

Dazu passt, dass die beliebteste Anlageform das Sparkonto ist, wie 53 Prozent angeben, direkt gefolgt vom Girokonto (34 Prozent). Nur rund ein Viertel der Sparer legt derzeit Geld in Aktien oder Fonds an. „Das ist aus ökonomischer Sicht unsinnig, aus Neurofinanz-Perspektive aber durch irrationale Renditeerwartungen erklärbar“, sagt Kreuz. „Im Schnitt gehen die Sparer von zu hohen Renditen aus.“

Hier zeigt sich die klassische Fehlkonditionierung einer ganzen Generation: „Die Best Ager sind über 30/40 Jahre darauf programmiert, dass das Geld auf dem Sparbuch hohe Zinsen bringt“, sagt Kreuz. „Hier wird das Bekannte überbewertet und unrealistisch durch das Unterbewusstsein in die Zukunft fortgeschrieben.“ Dazu kommt erschwerend ein weiterer Effekt: der Herdentrieb. „Im Freundeskreis werden die gleichen Verlust- und Risikoängste geteilt, die Menschen bestärken sich in ihrem Verhalten und nehmen nur noch selektiv das Bestärkende wahr“, sagt Kreuz. Und da die Abneigung gegen einen möglichen Verlust größer ist als die Aussicht auf einen möglichen Gewinn – was in der Neuro-Finance als Verlust-Aversion bezeichnet wird – handeln die Best Ager gegen ihre ökonomischen Interessen und bleiben beim Gelernten beziehungsweise Bekannten.

„Das Ersparte bleibt auf dem Spar- oder Girokonto liegen, auch wenn es unrentabler Kokolores ist und statt guter Zinsen sogar Minuszinsen anfallen“, so Kreuz. Ein Verhalten, das sich im vergangenen Jahr sogar noch verstärkt hat: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg die Sparquote auf den Rekordstand von 16,3 Prozent. „Ein wenig Hoffnung macht, dass davon auch ein Teil in Aktien und Fonds geflossen ist, hier haben aber vor allem jüngere Menschen die Quote durch Investments gesteigert “, so Kreuz.

Ein Ausweg aus dem Best-Ager-Dilemma wäre einfach: „Es muss ja niemand gegen seine Natur in Aktien oder andere risikobehaftete Anlageklassen investieren“, so Kreuz. „Wenn man unbedingt die Inflation negieren will, reicht es aus, Plattformen zu suchen, die dem Kunden keine Negativverzinsungen in Rechnung stellen. Auch monatliche Festgelder mit minimaler, positiver Verzinsung, kurzlaufende Geldmarkt-ETFs oder Investment-Grade-Anleihen können eine temporäre Opportunität darstellen.“

Ein Schritt weiter ginge dann ein Investment etwa in einen guten Multi-Asset-Fonds mit einem asymmetrischen Chancen-/Risikoprofil. „Es gibt weiterhin Liquiditäts-Parkpositionen bei ausgewählten Banken und es besteht von dort aus die Möglichkeit, zu einem geeigneten Zeitpunkt in Fonds zu reallokieren“, sagt Kreuz. „Das Anstrengende ist letztendlich nicht das Investment, sondern der Bruch mit der eigenen Gewohnheit und Überzeugung, die sich über die Jahre verfestigt haben. Wenn das gelingt, schaffen auch die Best Ager die Wende in der Geldanlage, um für das Alter vorzusorgen.“

 

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