INVIOS im EliteBrief 3/2025: „Lernen Sie, diese sieben Sünden der Geldanlage zu überwinden!”

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Mit dem Gastbeitrag von Dipl.-Kfm. Nikolas Kreuz, Leiter des Instituts für Vermögenssicherung & Asset Management, möchten wir Ihnen die typischen Anlagefehler auf zeigen und wie Sie diese mit Hilfe der Neurofinanz vermeiden können.

 

Die Kunst des erfolgreichen Anlegens

Die Börse ist voller Menschen, die den Preis von allem, aber den Wert von nichts kennen. Dieses Zitat von Philip Fisher veranschaulicht die Diskrepanz zwischen Finanzwissen und effektiver Entscheidungsfindung an der Börse. Selbst wenn der Einzelne ein Verständnis für Finanzkennzahlen bzw. marktbestimmende Daten hat, trifft er aufgrund psychologischer Faktoren suboptimale Entscheidungen. Die Neurofinanz kombiniert die Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Finanzwissenschaft, um die neuronalen Prozesse, die unsere Entscheidungen be - einflussen, besser zu verstehen. Mit Hilfe von MRT bzw. BOLD-Verfahren untersuchen Neurofinanz-Forscher, wie das Gehirn auf finanzielle Reize wie Risiko und Belohnung reagiert und wie diese Reaktionen Investitionsentscheidungen massiv beeinflussen. Die Erkenntnisse aus diesem Wissenschaftsbereich haben weitreichende Auswirkungen auf unser Finanzverhalten auf die Entwicklung erfolgreicher Anlagestrategien.

Neurofinanz, oder wie das Gehirn das Anlageverhalten beeinflusst

Die rasante Entwicklung des Menschen im Vergleich zum langsamen Prozess der Evolution hat in unserem Gehirn einen Konflikt hervorgerufen, wenn es um das Treffen von finanziellen Entscheidungen geht. Das liegt daran, dass unser Gehirn das Ergebnis eines evolutionären Selektionsprozesses ist. Es wurde geschaffen, um zu überleben und nicht, um mit Geld umzugehen. Schon gar nicht mit dem komplexen Zusammenspiel der Finanzmärkte. Was uns seit Jahrtausenden beim Überleben geholfen hat, lässt uns jetzt an der Börse irrational handeln und versagen. Diese Irrationalität rührt von dem uralten Kampf zwischen Vernunft und Emotion her. Hirnforscher lokalisieren die Vernunft im präfrontalen Kortex, während Emotionen im limbischen System des Gehirns angesiedelt sind. Die Neurofinanz hat gezeigt, dass die Vernunft oft außen vor bleibt, wenn es um Geld geht, und dass Entscheidungen über Gewinne und Verluste am häufigsten vom limbischen System getroffen werden. Das liegt daran, dass die Nutzung des präfrontalen Kortex sehr viel Energie verbraucht. Mit anderen Worten: Es kostet viel Mühe diesen Gehirnbereich zu aktivieren, um eine möglichst rationale Entscheidung zu treffen. Deshalb neigt das Gehirn dazu, effizient Entscheidungen energieschonender auszulagern: Wann immer möglich, delegiert es sie an das limbische System. Rationales Denken wird außer Kraft gesetzt und führt zu impulsiven Entscheidungen.

Die sieben Kardinalfehler bei der Geldanlage:

1. Mangelhafte Diversifikation und unprofessionelle Aktienauswahl

Anleger, die ausschließlich Emotionen bzw. Intuition nutzen, um selektiv auf bestimmte Aktien zu setzen, benachteiligen sich. Unsere Kontrollillusion bzw. die Selbstüberschätzung, dass man den Markt mit einzelnen Top Picks bei Aktien übertreffen kann, erhöht das Risiko des Gesamtportfolios in unverhältnismäßiger Weise. Untersuchungen zeigen, dass selbst professionelle Fondsmanager, die Zugang zu mehr Informationen und Ressourcen haben, bei der instinktiven Auswahl von Aktien oft nicht besser sind als Amateure. Die Neurofinanz erklärt dieses Phänomen mit dem Vorhandensein von Heuristiken, d. h. mentalen Abkürzungen, die das Gehirn verwendet, um die Entscheidungsfindung zu vereinfachen. Diese Abkürzungen können zu Verzerrungen und Fehleinschätzungen führen, die sich in suboptimalen Anlageergebnissen wie Verlusten oder verpassten Chancen niederschlagen. Selbst wenn ein Gewinner eine überdurchschnittliche Rendite erzielt, ist es ungewiss, ob andere vermeintlichen Top Picks diese Gewinne durch Verluste mehr als neutralisieren.

Durch Diversifizierung können Anleger die Auswirkungen einzelner Anlageentscheidungen verringern und die risikobereinigten Renditen verbessern. Denn mehr als 80 Prozent des Anlageerfolgs wird durch die Asset Allokation bestimmt und nicht durch eine extreme Risikobereitschaft aufgrund der Konzentration auf bestimmte Einzelanlagen. Einzelne Studien sind sogar zu dem Schluss gekommen, dass die Beimischung von Bitcoin zu effizienteren – weil diversifiziertere – Portfolios führt. Um beim Beispiel Kryptowährungen zu bleiben, sollte man in diesem Fall in Infrastruktur investieren wie die Blockchain- oder SecurityTechnologie, die unter anderem Speicher- und Rechnerleistung bereitstellen und an dem Hype real verdienen. Beim Goldrausch im Wilden Westen wurden nur die wenigsten Goldgräber reich, mit Sicherheit aber diejenigen, die Schaufel, Hacken und Nahrungsmittel verkauften.

2. In die Home Bias-Falle tappen

Die Angst vor dem Unbekannten ist eine starke Kraft die auf uns teilweise unbewusst wirkt. Es ist nur natürlich, dass Anleger sich wohler fühlen, wenn sie in bekannte Märkte investieren. Schließlich kennen die Anleger vermeintlich das politische und wirtschaftliche Umfeld ihres eigenen Landes besser, so dass Investitionen in lokale Unternehmen sicherer erscheinen. Diese Vertrautheit reduziert unsere Risikowahrnehmung und die moderne Portfoliotheorie zeigt uns zudem gewissenhaft auf, dass nicht-diversifizierte Portfolios ineffizient sind.

Das intuitive Verhalten von Anlegern führt zu Kursblasen, erhöht das Marktbeta überproportional und führt zu erhöhter Schwankungsanfälligkeit des eigenen Depots. Nehmen Sie zum Beispiel den japanischen Aktienmarkt. In den späten 1980er Jahren boomte der Markt, und viele Anleger strömten herbei, um in japanische Unternehmen zu inves tieren. Doch als der Markt Anfang der 1990er Jahre einbrach, erlitten diejenigen, die alles auf eine Karte gesetzt hatten, große Verluste. Diese Kursblasen machen jedoch nicht vor Ländergrenzen halt, sondern können in jeder Assetklasse bzw. Subsektor durch die Irrationalität der Anleger auftreten.

Wie können wir also diese angstbasierte Voreingenommenheit bekämpfen und vermeiden, in die Equity Home BiasFalle zu tappen? Eine Möglichkeit besteht darin, sich über die potenziellen Vorteile einer Diversifizierung und von Investitionen in breitere Märkte zu informieren. Die Inanspruchnahme professioneller Hilfe kann auch dabei helfen, die vermeintlichen Risiken internationaler Inves titionen wie Transaktionskosten, Wechselkursrisiken und Doppelbesteuerung zu überwinden. Letztendlich ist es wichtig zu erkennen, dass unsere Ängste und Vorurteile uns davon abhalten können, unsere Anlageziele zu erreichen. Indem wir aus unserer Komfortzone heraustreten und kalkulierte Risiken eingehen, können wir potenziell größere Gewinne erzielen und verpasste Chancen vermeiden.

3. Hyperaktive Handelsmuster ersetzen die ruhige Hand

Übereifriges Revidieren von Anlageentscheidungen kostet den Privatanleger i.d.R. ca. 3,3 % pro Jahr, weil es Anlegern schwerfällt, nichts zu tun. In der Steinzeit war Aktivität für Jäger sowie Sammler existentiell. Für ruhige Überlegungen in der Höhle war erst viel später Zeit. Aktionismus erschien eine erfolgreiche Überlebensstrategie, die sich aber in unserer heutigen Zeit immer weniger auszahlt. Zudem ist unser Gehirn nicht auf Entbehrung und auf langfristige Perspektiven ausgerichtet. Es ist auf die unmittelbare Belohnung und die Verteidigung gegen akute Bedrohungen ausgerichtet. Daher will das Gehirn seine Belohnung immer sofort und nicht erst in ferner Zukunft, auch wenn sie dann größer sein wird.

Die Neurofinanz hat auch aufgezeigt, dass das Gehirn Dopamin freisetzt, einen Neurotransmitter, der mit Vergnügen und Belohnung in Verbindung gebracht wird, wenn Anleger Gewinne aus erfolgreichen Geschäften erzielen. Dies kann zu einer Rückkopplungsschleife führen, in der Anleger süchtig nach dem Rausch erfolgreicher Geschäfte werden, was dazu führt, dass sie sich auf einen hyperaktiven Handel einlassen. Dadurch entstehen den Anlegern zusätzliche Opportunitätskosten, die die Anlagerenditen im Laufe der Zeit erheblich schmälern. Dies ist besonders kostspielig für Einzelanleger, die nicht im Ordering über Skaleneffekte institutioneller Anleger verfügen.

Um dies zu rationalisieren, sollten Anleger auf die beiden Variablen Rendite und Kosten achten und erkennen, dass nur letztere direkt beeinflussbar ist. Sie sollten auch verstehen, dass jeder Handel die Wahrscheinlichkeit erhöht, irrationale Entscheidungen aufgrund von Angst, Emotionen und Gier zu treffen. Durch die Entwicklung eines langfristigen Anlageplans und eine strategische Neu - gewichtung können diese Faktoren reduziert werden. Denken Sie daran: Im Einkauf liegt der Gewinn und das Hin und Her macht die Taschen leer.

4. Dispositionseffekt bzw. der Herde hinterherlaufen

Der Gedanke, potenzielle Gewinne zu verpassen und die Belohnung, Teil eines erfolgreichen Trends zu sein, kann Anleger dazu verleiten, der Masse zu folgen und in beliebte Aktien oder Sektoren zu investieren. Das liegt daran, dass unser Belohnungssystem die Dopaminausschüttung liebt – die vom Nukleus Accumbens gesteuert wird – und nach einer höheren Dosis strebt. Wenn Aktien im Wert steigen, wird in unserem Gehirn ein kleines neuronales Feuerwerk gezündet. Allerdings ist das Angstzentrum vielfach größer als das Belohnungszentrum. Daher siegt oft die Panik und nicht das Glücksgefühl. Dies wird auch als Verlustaversion bezeichnet und ist der Grund, warum wir uns prozyklisch verhalten und wie Lemminge über die Klippe rennen, wenn die Blase platzt. Der Markt hat dieses Szenario immer wieder erlebt.

In jedem Fall werden wenige reich und viele ärmer. Eigentlich ein alter Hut, aber viel zu wenig beachtet: Lassen Sie Gewinne laufen und begrenzen Sie die Verluste. Man wird zwar nicht mühelos vermögend, aber schnell mühelos arm. Trailing-Stop-Losses im Depot helfen, wenn Kurse bestimmte de finierte Grenzen erreichen. Hier heißt es, den Markt kritisch zu beleuchten und rechtzeitig gegenzusteuern.

5. Nicht antizyklisch agieren und prozyklisch auf einen Trend aufzuspringen

Besser ist es, prozyklisch zu verkaufen und antizyklisch zu kaufen. Kurseinbrüche sollten genutzt werden, um günstig und in mehreren Investitionstranchen zu investieren. Denn letztendlich liegt der Gewinn immer im Einkauf. Durch diese Beobachtungen können Anleger Markt - anomalien erkennen und die damit verbundenen Preisdiskrepanzen ausnutzen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie auf die Herde achten und das Gegenteil tun sollten. Stattdessen können Sie, wenn die Herde ein Qualitätsunternehmen aus Angst verlassen hat und in Value investieren. Die Fair-Value-Schätzung ist eine rationale Abkürzung, mit der Sie feststellen können, ob der Preis einer Aktie im Vergleich zu ihrem fundamentalen Wert hoch oder niedrig bewertet ist – und nicht durch Gier oder Angst.

Kognition statt Emotion: Wer eine überlegte Anlagestrategie besitzt, sollte sich nie von einem Trend- oder Modethema beeinflussen lassen. Eine der sichersten Methoden, sein Vermögen zu reduzieren, ist es, einem vermeintlichen Modethema aufzusitzen. Egal ob Bitcoin oder Wasserstoff – der Kursanstieg der meis ten Investments geht mit einer prägnanten Zunahme an Aufmerksamkeit im Internet einher. Der beste Tipp ist daher: Ruhe bewahren. Und hohe Transaktionskosten vermeiden, die entstehen, wenn viel Hin und Her investiert wird. Das macht bekanntlich nur die Taschen leer.

6. Kostenstruktur besonders in intransparenten Märkten außer Acht lassen

Anleger sollten jeden Tag bestrebt sein, eine Überrendite für ihr Vermögen zu erzielen und nicht aus Bequemlichkeit die naheliegendste Investition zu tätigen. Im End - effekt kehrt nämlich alles zu seinem inneren Wert zurück, besagt die Mean-Reversion-Theorie. So lehrt uns die Geschichte seit Bestehen der Kapitalmärkte, dass jede Übertreibung eine Korrektur erfährt.

7. Ihre Engagements nicht beobachten

Eine zu sorglose Delegation oder Nicht-Kümmern kostet in der Regel viel Geld. Der Markt ist aufgrund der zunehmenden Vernetzung und durch den Technologiewandel in den vergangenen Jahren sehr schnell geworden. Hier heißt es: aktiv beobachten, aktiv teilnehmen und aktiv Entscheidungen treffen. Im Übrigen kommen Krisen oder dramatische Ereignisse, die die Börsenentwicklungen korrigieren, regelmäßiger vor als man denkt.

Fazit:

Die Neurofinanz verändert unser Verständnis der finanziellen Entscheidungsfindung und liefert neue wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie Anlagestrategien optimiert und finanzielle Ergebnisse verbessert werden können. Ganz gleich, ob Sie Privatanleger, Finanz berater oder Institutioneller Investor sind, das Verständnis der Rolle von Emotionen bei finanziellen Entscheidungen ist entscheidend, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen und langfristigen finanziellen Erfolg zu erzielen. Schließlich beruht das Gros unsere menschlichen Entscheidungen auf Emotionen.

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