Das erste Quartal war äußerst turbulent mit Inflation, Ukrainekrieg und Zinserhöhung. Wie ist es Ihnen ergangen?
Nicht zu vergessen die aktuellen Corona-Lockdowns in Shanghai. Da werden wir sicherlich noch nachwirkende Effekte sehen. Aber konkret zu Ihrer Frage: Mir ist es sehr gut ergangen! Wir haben viel Kundenzuwachs, was sowohl die Netto-Kundenzahl anbelangt als auch das Volumen. UnserAnsatz hat sich seit Anfang des Jahres als sehr wertstabil erwiesen. Trotz des Ukrainekriegs haben wir bis Anfang April lediglich einen Verlust von -0,52% erzielt. Über die letzten drei Jahre erzielte unsere Basisstrategie einen Maximum Drawdown von 4,46%, was unüblich wenig in den letzten drei Krisenjahren war.
Wie haben Sie sich mit ihrer Asset-Allokation strategisch aufgestellt?
Cash. So irrational wie es klingt. Gold hat von Top stark abgegeben. Also gibt es hier keinen Safe-Haven-Effekt. Ferner rentiert das Gros der Anleihen negativ. Wir haben da zwar jetzt eine andere Struktur, aber wenn Sie das mal inflationsbereinigt sehen, haben Sie negative Realrenditen. Das heißt also auch diese Asset-Klasse ist derzeit obsolet. Dann bleibt kurzfristig in so einem Markt das Aktienexposure und die Sektorrotation zu berücksichtigen. Wenn Sie antizyklisch handeln, also einkaufen, wenn der Markt fällt und dann in der Aufwärtsbewegung taktisch wieder verkaufen, ist der Antipode Cash immer ein gutes Substitut. Deswegen haben wir eine unüblich hohe Cash-Quote von aktuell 68% im Vergleich zur geringen Aktienquote von 32%. Ansonsten bleiben noch Instrumente mit asymmetrischen Ertrags-/Risikoprofil, wie Diskount- und Bonuszertifikate, um der volatilen Seitwärtsbewegung der Märkte Herr zu werden.
Sehen wir bei Commodities einen kurzfristigen Boom oder eine langfristige Entwicklung?
Mittel- bis langfristig werden sie weiter haussieren. Wir glauben, dass die aktuelle Preiskonsolidierung temporärer Natur sein wird, wenn die makroökonomische Erholung sich fortsetzt. Kurzfristig entweicht nach der Mean Reversion-Theorie einfach etwas Luft aus der Asset-Price-Blase– zumindest was die elementaren Rohstoffe angeht.
Welche anderen Asset-Klassen sind für Sie noch interessant?
Wandelanleihen. Ich finde die Kombination aus Anlegersicht attraktiv, wenn man weiterhin von Produktivkapital überzeugt ist. Wandelanleihen haben aufgrund ihres asymmetrischen Risiko-/Ertrags-Profils eine ganz interessante Struktur. In einer Abwärtsdynamik nehmen sie lediglich 1/3 mit und in der Aufwärtsdynamik wird das Underlying zu 2/3 abgebildet. Sie haben letzten Endes einen attraktiven Kupon und im schlimmsten Falle bekommen sie die Aktien angedient.
Haben Sie bestimmte Sektoren, die für das Jahr noch interessant werden könnten?
Ich würde auf Sicht fahren und das Investmentumfeld gar nicht mal so weit öffnen wollen, sondern wir sollten hoffen, dass wir am Ende des Jahres eine schwarze Null oder ein einstelliges positives Ergebnis im breiten Aktienmarkt erzielen. Davon sind wir momentan weit entfernt. Deshalb ist auch unsere taktische Liquiditätshaltung so hoch. Aus charttechnischer, saisonaler und fundamentaler Sicht ist das Bild, zumindest temporär, eher eingetrübt. Da stellt sich die Frage, welche konjunkturellen Aspekte können den Markt noch bis zum Jahresende stimulieren. Von der Geldmarktseite wenig. Da dürfen wir eher Störfeuer wie heute von der FED erwarten. Zusätzlich haben wir in Europa die EZB und selbst Frau Schnabel wird bewusst, dass die Inflation nicht temporärer Natur ist, weil Zweitrundeneffekte zwangsläufig das Phänomen in Europa anheizen werden. Es fehlt ein Treibsatz für die Aktienmärkte. Viel mehr sehen wir einen Cocktail aus Covid in China (die Werkbank der Welt), Krieg in Osteuropa, dem Stagflationsgespenst in Europa und Notenbanken, deren Pulver verschossen scheint. Ein herausforderndes Umfeld, welches wir an den Weltbörsen in den letzten 14 Jahren nicht mehr hatten.
Was ist bei Ihnen für die nächsten Monate geplant?
Wir haben im Rahmen unseres organischen Wachstumskurses einen weiteren Portfoliomanager eingestellt und suchen weiter nach geeigneten Kandidaten. Unser erfolgreicher Wachstumskurs erfordert neue Prozesse und Strukturen. In den letzten drei Krisenjahren sind unsere Kunden in den Genuss einer kumulierten Nettorendite von 25 % gekommen und dies bei einem Maximum Drawdown von 4,46 % im gesamten Betrachtungszeitraum.
Ich glaube, viele Kunden wählen uns, weil sie bei den großen Kapitalsammelstellen ein Klumpenrisiko erkennen und sich nicht mehr gut aufgehoben fühlen. Man erkennt in unserer Fondsindustrie deutlich den sogenannten „Kiss of Death-Effekt“ bei großvolumigen Fonds. Wir erzielen bessere Ergebnisse mit einer geringeren Volatilität. Gerade dieser Fondsboutiquen-Effekt ist interessant für Private und institutionelle Investoren.
Vielen Dank für das Gespräch!